Nicht noch ein Coaching-Buch! hat mir nicht nur gezeigt, wie gefährlich Neuromarketing sein kann. Es zeigt mir auch, dass ich mit ethischem Marketing auf dem richtigen Weg bin. Denn diese ganzen Coaches, die dir teure Coachings verkaufen und denen sonst alles egal ist, die von ihren „Anhängern“ wie Gurus vergöttert werden – ich ertrage sie nicht mehr!
Nicht wenige Massencoaches – oder Erfolgscoaches, oder wie sie sich rechtssicher manchmal nennen „Lifecoach & Speaker“ – hypnotisieren nicht nur die Massen, sie sind eher Sektenführer als alles andere. Warum folgen diesen aufgemotzten Quasselheinis – meistens Männer natürlich – so viele Leute (gerne Frauen übrigens). Was stimmt mit den Leuten nicht?
Warum sind die geil darauf, eine Masse zu sein? Was sind das nur für seltsame Sekten, die als Sekte gar nicht erkennbar zu sein scheinen? Sekte im Sinne: Da ist ein Erlöser. Bei dem buchst du teure Kurse, dann bist du nicht nur selber erlöst – meist ja von dir selbst, was eh nicht funktioniert – sondern kannst teilhaben an der Erlöserei, in dem du, ebenfalls für teuer Geld, andere erlöst – meistens von sich selbst, was eh nicht funktioniert. Boah. Alter. Digga. Wann hört dieser Scheiß nur mal auf?! Warum lassen sich so viele Leute so krass verführen? Weshalb reicht ein ganz normales Leben nicht mehr aus?
Welche Sektenführer ich meine? Gib bei Google einfach „Erfolg Lifecoach Speaker“ ein, da sind sie allesamt aufgereiht. Einer, nach dem anderen. Und alle haben ein Buch, ein Coaching-Buch. Weil man das so macht, weil das gut ist fürs Geschäft. Einen anderen Sinn haben diese Coaching-Bücher nicht. Reines Marketing. Daher ist der Titel hier sehr gut gewählt: Nicht noch ein Coaching-Buch!!
Der Coaching-Boom und seine Schattenseiten
Charlotte M. Raven hat in diesem Nicht noch ein Coaching-Buch! einen unverzichtbaren Beitrag zu einem Markt geleistet, der auf den ersten Blick viel Hoffnung verspricht, sich jedoch allzu oft als moralische Grauzone entpuppt. Was dieses Buch so besonders macht? Es ist gleichermaßen aufklärerisch wie persönlich. Raven spricht Klartext über die problematischen Seiten der Coaching-Industrie – und das aus der Perspektive einer Insiderin.
Laut der ICF Global Coaching Study war der globale Coaching-Markt schon 2019 2,8 Milliarden US-Dollar schwer, Tendenz steigend. Hinter diesen beeindruckenden Zahlen verbergen sich allerdings nicht nur qualifizierte Coaches und seriöse Angebote. Der Markt zieht auch „Gurus“ an, die mit manipulativem Marketing und leeren Versprechungen Menschen ausbeuten – oft finanziell, manchmal auch psychisch. Genau diesen Teil der Szene hat Raven am eigenen Leib erlebt. Ausgebrannt und depressiv, wurde sie zur Zielscheibe jener, die Heilung, Transformation und Erfolg in schicken Instagram-Posts und Massen-Webinaren versprechen.
Doch „Nicht noch ein Coaching-Buch!“ ist mehr als nur eine Abrechnung. Charlotte M. Raven lässt uns teilhaben an ihrer persönlichen Reise und zeigt gleichzeitig auf, wie man seriöses Coaching erkennt und von fragwürdigen Angeboten unterscheidet.
Was das Buch lesenswert macht
Raven schreibt mit einer Mischung aus Expertise, Empathie und klarer Kritik. Sie schafft es, ihre Erfahrungen mit Fakten zu untermauern, ohne dabei den Leser zu belehren. Sie entlarvt die manipulativen Marketing-Tricks, die in der Branche weit verbreitet sind, und legt offen, wie gezielt auf die Schwächen von Menschen eingegangen wird. Begriffe wie „Transformation“, „High Performance“ und „finanzielle Freiheit“ werden hier entzaubert.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Coaching kann tatsächlich helfen, wenn es auf ethischen Grundsätzen basiert. Ein guter Coach verspricht keine Wunder, sondern bietet einen klaren, nachhaltigen und realistischen Weg zur Reflexion und Veränderung. Raven plädiert für mehr Transparenz und stellt wichtige Fragen:
- Was ist der Unterschied zwischen seriösem Coaching und fragwürdigen Angeboten?
- Warum fällt es so vielen Menschen schwer, die „Coaching-Falle“ zu erkennen?
- Wie gestaltet man ethisches Coaching, das langfristig einen Mehrwert bietet?
Ein Buch für alle, die Klarheit suchen
Der große Mehrwert von „Nicht noch ein Coaching-Buch!“ liegt in seiner praktischen Ausrichtung. Raven liefert konkrete Tipps, wie man die Spreu vom Weizen trennt: Woran erkenne ich einen qualifizierten Coach? Was sind rote Flaggen? Und wie kann ich mich davor schützen, auf manipulative Versprechen hereinzufallen?
Gerade für Menschen, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden und nach Hilfe suchen, bietet das Buch wichtige Orientierung. Es sensibilisiert dafür, wie schnell man in die Fänge unseriöser Anbieter geraten kann, und zeigt gleichzeitig auf, dass Coaching – richtig angewandt – ein wertvolles Werkzeug sein kann.
Kritische Anmerkungen
Wer erwartet, dass das Buch die gesamte Coaching-Branche verteufelt, liegt falsch. Raven differenziert klar zwischen toxischen Angeboten und seriösem Coaching, das durchaus eine Berechtigung hat. Dennoch hätte man sich stellenweise noch mehr Beispiele für „gute“ Coaches gewünscht, um die positive Alternative klarer herauszuarbeiten.
Ein aufrüttelnder und wichtiger Ratgeber
„Nicht noch ein Coaching-Buch!“ ist längst überfällig in einer Branche, die oft mehr auf Selbstdarstellung als auf Substanz setzt. Charlotte M. Raven gibt uns einen ehrlichen, ungeschönten Einblick in eine Industrie, die mit der Hoffnung von Menschen spielt – und dabei Milliarden verdient. Gleichzeitig zeigt sie, dass es auch anders geht: Ethisch, transparent und nachhaltig.
Ein Buch für alle, die sich fragen, ob Coaching wirklich der richtige Weg ist – und wie sie sich in der unübersichtlichen Coaching-Landschaft zurechtfinden. Ravens klare Worte in Nicht noch ein Coaching-Buch! sind wie ein Kompass für mehr Klarheit und Selbstschutz.
Nicht noch ein Coaching-Buch! Über eine Industrie, die mit Manipulation Milliarden scheffelt, indem sie mit der Psyche von Menschen spielt
von Charlotte M. Raven
208 Seiten, Komplett Media GmbH (2023)
ISBN 3831206171
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