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Atmen – mehr als nur ein Reflex. Das neue Buch dazu von Jessica Braun

Jessica Braun hat mit Atmen – wie die einfachste Sache der Welt unser Leben verändert ein erzählerisches Sachbuch geschaffen, das wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Beobachtungen miteinander verwebt. In einer Zeit, in der Atemtechniken als Allheilmittel gegen Stress und Krankheiten boomen, wirft sie einen umfassenden Blick auf unser vielleicht unterschätztestes Lebenselixier.


Einzigartig und doch universell: Der Atem als Spiegel des Lebens

Braun beginnt mit einem faszinierenden Gedankengang: Der Atem begleitet uns von der ersten bis zur letzten Sekunde unseres Lebens. Doch obwohl wir täglich 20.000 Mal Luft holen, wissen die wenigsten, wie viel Einfluss der Atem auf Körper und Geist hat. Von chronischen Atemwegserkrankungen bis hin zu mentaler Gesundheit – Braun schildert anschaulich, wie diese scheinbar automatische Funktion unser Wohlbefinden prägt. Dabei beschreibt sie eindrucksvoll die Wunder des Atmens und lässt uns hinterfragen, wie wir atmen – und warum.


Eine literarische Atemreise

In der Leseprobe entfaltet Braun eine faszinierende Reise: Sie lässt ihren Atem analysieren, taucht mit Apnoetauchern, meditiert mit einem Guru und spricht mit Experten aus Schlafmedizin und Sport. Besonders spannend ist ihre Begegnung mit einer Domina, die den Atem als Teil ihrer Arbeit einsetzt – ein ungewöhnlicher, aber interessanter Aspekt. Dieser Stil, der Fakten und persönliche Erlebnisse miteinander kombiniert, macht das Buch nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam.


Ein Buch, das den Zeitgeist trifft

Atemarbeit ist im Trend – sei es in Yoga-Kursen, Meditationszentren, als Breathwork oder als Teil von Biohacking-Routinen. Jessica Braun greift diesen Zeitgeist auf, ohne jedoch in die Falle der Selbstoptimierung zu tappen. Stattdessen betont sie die Ursprünglichkeit und Einfachheit des Atmens, fernab von Hype und Kommerz. Sie schafft es, das Thema für Menschen zugänglich zu machen, die weder spirituell noch sportlich vorbelastet sind.


Kritik: Zu viel Atem für manche Leser?

Trotz der beeindruckenden Recherche könnte die Vielzahl an Perspektiven überwältigend wirken. Brauns Buch will vieles sein: Wissenschaftlich, persönlich, literarisch – und verliert dabei gelegentlich die Fokussierung. Besonders Leser, die klare Anleitungen oder praxisorientierte Tipps suchen, könnten enttäuscht sein. Auch bleibt die Frage, ob wirklich alle der beschriebenen Atemtechniken alltagstauglich sind.


Jessica Braun: Eine Brücke zwischen Wissenschaft und Alltag

Die Stärke der Autorin liegt in ihrer Fähigkeit, komplizierte Zusammenhänge einfach und charmant zu erklären. Braun ist nicht nur Journalistin, sondern auch Beobachterin und Erzählerin. Ihre Texte erschienen in renommierten Magazinen wie Die Zeit und Süddeutsche Zeitung, was sich in der sprachlichen Qualität des Buches widerspiegelt. Ihre Reise durch die Welt des Atmens ist ein gelungenes Beispiel für narrative Sachbuchkunst.


Für wen ist dieses Buch?

Dieses Buch ist ideal für Menschen, die die Grundlagen der Atmung besser verstehen wollen, ohne gleich in esoterische Gefilde abzudriften. Es eignet sich für alle, die neugierig darauf sind, wie Atmung uns in Stresssituationen helfen kann, unser Schlafverhalten beeinflusst oder sogar unsere Lebensfreude steigert.


Brauchen wir dieses Buch?

Ja und nein. Atmen ist inhaltlich stark und sprachlich überzeugend, aber in einer Zeit, in der Bücher über Atemarbeit wie Pilze aus dem Boden schießen, bietet es wenig völlig neue Ansätze. Der Mehrwert liegt vielmehr in der ganzheitlichen Betrachtung: Braun vereint Wissenschaft, Geschichten und Alltagsbeispiele zu einem kohärenten Gesamtwerk, das weniger belehrt, sondern inspiriert.


Der Atem – so einfach, so komplex

Therapeutische Atemarbeit gibt es schon lange, die die gesundheitliche Wirkung des Atmens ist schon tausende Jahre bekannt. Das fängt bei den Yogis an, vermutlich auch schon früher, und führt über die Buteyko-Atmung bis hin zu Wim Hoff. Jessica Braun beweist, dass selbst die grundlegendsten Dinge des Lebens immer wieder neu entdeckt werden können. Ihr Buch ist ein Plädoyer für die bewusste Wahrnehmung des eigenen Atems und eine Einladung, innezuhalten und einfach zu atmen. Es mag nicht revolutionär sein, aber es erinnert uns daran, wie faszinierend die kleinsten Details unseres Alltags sein können.

Atmen: Wie die einfachste Sache der Welt unser Leben verändert

von Jessica Braun
368 Seiten, Goldmann Verlag (21. Dezember 2020)
ISBN 3442142636
Buch hier bestellen

Leseprobe Atmen

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