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Warum es so schwerfällt an Erfolg zu glauben, für den man nichts kann …

Die Headline ist eine Überschrift in Kapitel 5 des Buchs Erfolg – ein moderner Selbstbetrug: Von der Entzauberung der Leistungsgesellschaft. Erfolg ist zu einer Art Kult geworden, wo immer man hinschaut. Jeder ist seines Glückes Schmied und wer eben keinen Erfolg hat, der hat ihn sich auch nicht erarbeitet. Ist ein Versager. Oder? Vieles deutet darauf hin, dass Erfolgreichsein viel mit Glück zu tun hat, man war einfach zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat irgendwie scheinbar Richtige getan. Und Bam. Aber die Sache ist komplizierter.

Das Schwierige daran, an Erfolg zu glauben, für den man scheinbar „nichts kann“, liegt tief in unserer Psyche und Kultur. Hier ein paar Gründe:

1. Wir lieben Kontrolle

Wir Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle über unser Leben. Erfolg fühlt sich oft verdient an, wenn wir glauben, hart dafür gearbeitet zu haben. Doch wenn etwas einfach „passiert“ – sei es durch Glück, Zufall oder andere Menschen – nehmen wir das schwerer an. Es widerspricht dem Bild, dass wir unser Schicksal selbst in der Hand haben.


2. Gesellschaftliche Ideale

In unserer Leistungsgesellschaft wird Erfolg oft an Arbeit und Anstrengung gekoppelt. Wer viel tut, hat es „verdient“ erfolgreich zu sein. Wer scheinbar ohne viel Aufwand ans Ziel kommt, wird dagegen oft kritisch betrachtet – manchmal sogar von sich selbst.


3. Selbstwert und Impostor-Syndrom

Wenn wir an Erfolg zweifeln, den wir nicht aktiv gesteuert haben, spricht oft unser innerer Kritiker. „Vielleicht habe ich das gar nicht verdient?“ oder „Irgendwann merken alle, dass ich das nicht kann!“ Das Impostor-Syndrom (Hochstapler-Gefühl) lässt uns glauben, dass unser angeblich nicht verdienter Erfolg bald entlarvt wird.


4. Erfolg ohne Arbeit passt nicht in unser Belohnungssystem

Unser Gehirn liebt klare Verknüpfungen: „Ich tue X und bekomme Y.“ Wenn Erfolg ohne eine greifbare Ursache auftritt, kann unser Belohnungssystem das nicht richtig einordnen. Das führt dazu, dass wir den Erfolg weniger genießen oder unsicher werden.


5. Angst vor Neid und Kritik

Ein Erfolg, der ohne erkennbare Anstrengung kam, kann uns angreifbar machen. „Andere könnten denken, ich hätte Glück gehabt und nicht wirklich etwas geleistet.“ Die Sorge um die Meinung anderer hält uns zurück, diesen Erfolg anzunehmen.


Von der Entzauberung der Leistungsgesellschaft – Warum wir das Streben nach Erfolg hinterfragen sollten

Erfolg – ein Wort, das in unserer Gesellschaft nahezu heilig ist. Wir jagen ihm nach, definieren uns über ihn, und doch bleibt er für viele ein unerreichbares Ziel. Bernd Kramer, Journalist und Autor, wirft in seinem Buch „Erfolg – Ein moderner Selbstbetrug“ einen erfrischend kritischen Blick auf den Erfolgskult unserer Zeit. Für Leser:innen, die bereit sind, ihre eigene Beziehung zu Erfolg zu hinterfragen, bietet dieses Buch mehr als nur Denkanstöße – es fordert heraus.


Die zentrale Frage: Was ist Erfolg wirklich?

Kramer entlarvt gleich zu Beginn, dass Erfolg in unserer Gesellschaft häufig als individuelle Leistung verkauft wird. Doch wie viel davon ist tatsächlich das Ergebnis harter Arbeit? Und wie viel davon basiert auf Glück, privilegierten Ausgangsbedingungen oder schlicht sozialem Kapital? Das Buch zeigt, dass die Idee des „verdienten Erfolgs“ oft mehr Mythos als Realität ist.

Dabei geht Kramer nicht nur auf persönliche Geschichten ein, sondern beleuchtet auch gesellschaftliche Mechanismen: Warum gilt jemand als erfolgreich, der Überstunden macht und ständig erreichbar ist? Warum fühlen wir uns schuldig, wenn wir weniger leisten wollen? Und wie hat sich der Begriff „Erfolg“ in den letzten Jahrzehnten überhaupt gewandelt?


Stärken des Buches

  1. Ein Blick hinter die Kulissen der Leistungsgesellschaft:
    Kramer analysiert präzise, wie die Ideologie des Erfolgs tief in unser Denken eingebrannt ist – oft zum Nachteil unserer psychischen Gesundheit.
  2. Verständlich und zugänglich:
    Mit einer Mischung aus klarer Sprache und fundierten Recherchen schafft es Kramer, auch komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen.
  3. Gesellschaftskritik ohne Zeigefinger:
    Das Buch regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Es lädt ein, den eigenen Erfolg neu zu definieren.

Besondere Highlights

  • „Quiet Quitting“ und die neue Arbeitsmoral:
    Kramer diskutiert, warum immer mehr Menschen bewusst den Rückzug aus der Arbeitsüberlastung antreten und sich gegen den ständigen Leistungsdruck wehren.
  • Der Mythos der Chancengleichheit:
    Das Buch zeigt, dass der „Erfolg durch harte Arbeit“-Gedanke oft eine Illusion ist, die soziale Ungleichheit verschleiert.
  • Wie unser Erfolgstreben die Umwelt belastet:
    Auch ökologische Fragen kommen nicht zu kurz. Kramer zeigt, wie die ständige Jagd nach „mehr“ Ressourcen verschlingt – und was wir stattdessen tun könnten.

Was können wir daraus lernen?

  • Erfolg ist nicht immer das, was wir glauben:
    Häufig jagen wir Idealen hinterher, die uns gar nicht glücklich machen.
  • Gesunder Zweifel ist erlaubt:
    Kramer plädiert dafür, den Begriff des Erfolgs selbstkritisch zu hinterfragen und eigene Definitionen zu finden.
  • Weniger ist oft mehr:
    Statt blind mehr zu leisten, können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren – und damit echten Gewinn für uns selbst und die Gesellschaft schaffen.

Für wen ist das Buch geeignet?

Dieses Buch ist perfekt für Menschen, die das Gefühl haben, im Hamsterrad des Erfolgs gefangen zu sein. Es spricht Leser:innen an, die nach einer neuen Perspektive suchen – sei es in ihrem Job, in ihrer Familie oder im Umgang mit sich selbst. Besonders empfehlenswert ist es für all jene, die mit Leistungsdruck oder Burnout kämpfen und einen Ausweg suchen.


Mein persönlicher Eindruck

„Erfolg – Ein moderner Selbstbetrug“ hat mich an vielen Stellen innehalten lassen. Es ist kein Buch, das einfache Antworten liefert, sondern eines, das Fragen aufwirft – genau das macht es so wertvoll. Kramer fordert uns auf, nicht nur die Mechanismen der Gesellschaft zu hinterfragen, sondern auch unsere eigenen Werte. Es ist unbequem, aber auch unglaublich befreiend.

Erfolg – ein moderner Selbstbetrug. Von der Entzauberung der Leistungsgesellschaft

von Bernd Kramer
224 Seiten, Kösel-Verlag (2024)
ISBN 3466373077
Buch hier bestellen

Leseprobe

FAQs zum Buch „Erfolg – Ein moderner Selbstbetrug“

1. Worum geht es in dem Buch?
Das Buch von Bernd Kramer hinterfragt den Erfolgskult der modernen Gesellschaft. Es zeigt, wie viel von unserem „Erfolg“ auf Illusionen, Zufällen und ungerechten Strukturen basiert und gibt Denkanstöße, um Erfolg neu zu definieren.


2. Für wen ist das Buch geeignet?
Das Buch richtet sich an alle, die den Druck der Leistungsgesellschaft spüren, ihre eigenen Ziele hinterfragen möchten oder nach einem Ausweg aus dem Hamsterrad des Erfolgs suchen.


3. Liefert das Buch praktische Tipps?
Nicht direkt. Es bietet weniger konkrete Anleitungen und mehr kritische Analysen sowie Denkanstöße, um eigene Definitionen von Erfolg zu entwickeln.


4. Ist das Buch wissenschaftlich oder leicht zugänglich?
Es kombiniert wissenschaftlich fundierte Analysen mit einer verständlichen Sprache, die auch komplexe Themen gut greifbar macht.


5. Was ist das Hauptargument des Autors?
Kramer argumentiert, dass Erfolg oft kein Ergebnis harter Arbeit, sondern sozialer Mechanismen und Privilegien ist. Der Erfolgskult kann uns in einen endlosen Zyklus aus Vergleich und Unzufriedenheit führen.

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