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resilienz – Die Kunst der Widerstandskraft und was die Wissenschaft dazu sagt

Buchvorstellung: Resilienz – Was die Wissenschaft dazu sagt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zauberwort unserer Zeit.

In unserer von psychischen Belastungen geprägten Arbeits- und Lernwelt ist die besondere Fähigkeit des Menschen, Krisen und schwierige Lebensverhältnisse zu bewältigen und gestärkt wieder ins Leben zu treten, gefragter denn je. Aber ist unsere Fähigkeit, resilient zu sein, ein „Allheilmittel“?

Resilienz ist das Zauberwort der Stunde

Donya Gilan und Isabella Helmreich untersuchen das Phänomen der Resilienz gemeinsam mit dem Stressforscher Omar Hahad mit einem interdisziplinären Fokus und setzen sich ebenso kritisch wie erkenntnisreich mit den historischen wie aktuellen gesellschaftlichen Implementierungen des Begriffs auseinander. Sie geben einen Einblick in die Geschichte der Resilienzforschung, schildern den gegenwärtigen Forschungsstand und stellen das unglaubliche Potenzial der Resilienz ebenso wie auch ihre Grenzen dar. Ob aus psychologischer, medizinischer oder soziologischer Perspektive: Mit diesem Buch wird ein umfassender Überblick über die vielfältigen Aspekte der Resilienz aus erster Hand vorgelegt.

Dr. Donya Gilan und Dr. Isabella Helmreich sind psychologische Psychotherapeutinnen leiten gemeinsam den Bereich „Resilienz und Gesellschaft“ des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung in Mainz. Dr. Omar Hahad ist Stressforscher am Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz.

Diese Seiten beschäftigen sich unter anderem mit den Versprechungen der vielen Coaches und Trainer, die manchmal auch das Wort von der Resilienz und wie die zu erwerben sei im Munde führen. Es gibt natürlich bestimmte Faktoren, die Resilienz fördern und zwar von Klein auf. Aber funktioniert Resilienzförderung durch Training?

Wir schlagen in dem hier vorgestellten Buch dazu nach und finden auf Seite 116 gleich die richtige Kapitelüberschrift: „Was sagt die Wissenschaft zu Resilienzfaktoren?“ Die Antwort darauf lautet: „Leider gibt es nicht den Zehn-Punkte-Plan zur psychischen Widerstandskraft“. Warum nicht? Weil „jeder Mensch nicht nur genetisch, sondern auch in seinem Verhalten und Erleben einzigartig“ ist, anders auf Belastungen reagiert und unterschiedliche Ressourcen hat, die er nutzen kann. Genau diese Antwort macht einen einzigen Weg, ein einziges Training, ein einziges Programm, das für alle zum selben Ergebnis führt unmöglich. Ich gehe fest davon aus, dass sich auch in der Medizin diese Erkenntnis langsam durchsetzt, obwohl sie schon länger bekannt ist oder bekannt sein sollte.

In dem besagten Kapitel schließt sich ein Unterpunkt an, der die Sache weiter konkretisiert. Dort heißt es: „Das Grundrüstzeug für Resilienz und den Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens ist eine gute Stressbewältigung.“ So ist es. Was ist deine Antwort? Wie gehst du mit Stress um?

Der Umgang mit Stress seine Phasen

Sehr interessant in diesem Zusammenhang auch das „Postsystem des Körpers„. Hier wird aufgezeigt, was Stress eigentlich ist, nämlich ein aus der Evolution stammendes „Warnsignales unseres Köpers“. Dabei wird die Theorie des „Allgemeinen Anpassungssysdroms“ (AAS) von Hany Seyle genauer erklärt, erklärt warum „chronischer Stress so toxisch sein kann“.

Als erstes haben wir die „Alarmreaktion, dann folgt die „Widerstandsphase“ und hintendran die Erschöpfungsphase. Die Vorgänge werden in dem Buch ausführlich, aber knapp und verständlich beschrieben. Es geht dann weiter mit den Vorgängen im Gehirn bei Stress und später wird ausführlich nach dem neuesten Stand der Forschungen dargelegt, was man gegen Stress machen kann. „Aktives Coping“ (überwinden, bewältigen von Stress), Selbstwirksamkeit und die Arbeit am Selbstwertgefühl, soziale Unterstützung, kognitive Flexibilität („Refraiming“, dazu mehr an anderer Stelle), Sinnerfahrung und Spiritualität. Und noch so einiges mehr.

Nein, dies ist kein Trainings- oder Anleitungsbuch, aber genau das macht es für mich so erfrischend. Es gibt so viele Übungsbücher und Videos im Netz, die uns bisher auch nicht wirklich geholfen haben, das ist ein Blick über den Tellerrand, ein Blick von oben, vielleicht genau das Richtige. Das Buch trägt im Untertitel den Satz: „Was die Wissenschaft dazu sagt“. Darum geht es. Konkret und nachvollziehbar Stress und Resilienz wirklich verstehen. Denn darauf können wir auf uns selbst abgestimmte Maßnahmen ab- und einleiten.

Gestresst sein ist heute zu oft normal., Was ist zu tun? Wie können wir unsere Resilienz stärken

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Zauberwort unserer Zeit

In diesem Buch kommt die Wissenschaft zu Wort. Das ist bei Trendbegriffen wie den der Resilienz nicht selbstverständlich, denn jeder, der ein Interesse dabei hat, benutzt solche Zauberworte, wie ihm oder ihr das gerade in den Kram passt. Wissenschaft hin oder her. Der Coaching- und Psychomarkt hat seine eigenen Gesetze und giert geradezu nach neuen Begriffen. Der Missbrauch ist hier nicht weit. Um so wichtiger ist die Stimme der Wissenschaft an dieser Stelle.

Mir fallen ja noch viele andere Trendbegriffe ein, die zu einem Zauberwort werden, mit dem sich Heilsversprechen ummanteln lassen. „Achtsamkeit“ ist so ein Begriff, „Universum“, „Quantenphysik“ und „Superfood“. Meistens ist nicht viel dahinter, sondern alles hübsch aufgebauscht. Leider ist uns Menschen das Reflektionsvermögen nicht angeboten, sondern man muss es erlernen. In diesen Zeiten um so mehr. Daher ist es wichtig, skeptisch zu bleiben, sich sehr gut zu informieren, zu versuchen, die Distanz zu den Begriffen und Versprechen zu wahren, und für sich das Beste dabei herauszuziehen. Genau dabei hilft dieses Buch.

Wissenschaft und die Ausbildung von Resilienz

Das Buch thematisiert in Kapitel „5. Resilienz – Kritik und Perspektiven“ den unkritischen Umgang (mit dem Begriff) und den Machbarkeitswahn. Das ist wichtig.

Es steht außer Frage, dass „Resilienz“ zu einem Modebegriff geworden ist. In dieser Eigenschaft muss er für einiges herhalten, denn der Markt, der Trainings-, Coaching- und Psychomarkt, ist „von einem großen Spektrum an Trainingsangeboten überschwemmt, die vorgeben, dass Resilienz ganz leicht auszubilden ist. Die Dinge sind jedoch diffizil (schwierig, kompliziert) und wesentlich vielschichtiger, als bestimmte Buchtitel geloben.“ Damit ist so natürlich kein leichtes Geld zu machen.

Aus diesem Grund, ist es aus meiner Sicht unerlässlich, sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu bestimmten Eigenschaften und Eigenarten eingehend zu befassen und im Zweifel bei seinen Leisten zu bleiben. Man kann sich natürlich die Frage stellen, weshalb das nicht alle Coaches und Trainer tun (wollen). Bei Menschen in Not ist das eher verständlich, dass sie schnelle und leicht verdauliche Hilfe suchen.

Das Buch resilienz – Die Kunst der Widerstandskraft bringt daher auch die soziale Ungleichheit zur Sprache und damit die soziologische Stressforschung, die sicher manchen überfordert. Aber eben nicht jene, die sich ernsthaft mit dem Thema der Widerstandsfähigkeit befassen und anderen Menschen helfen wollen. Man möchte allen anderen zurufen: Lest dieses Buch, seid nicht so leichtgläubig, versucht mehr grundsätzliches Verständnis zu entwickeln! Dieses Buch kann euch dabei einen großen Dienst erweisen!


resilienz – Die Kunst der Widerstandskraft. Was die Wissenschaft dazu sagt

Buch hier kaufen
von Dr. Donya Gilan und Dr. Isabella Helmreich
208 Seiten,  Verlag Herder (7. April 2021)
ISBN 3451600986
Gebundenes Buch 22,- Euro

Leseprobe resilienz – Die Kunst der Widerstandskraft.

5 Kommentare

  1. […] Jede Niederlage, die wir erfahren, bedeutet eine Verletzung oder gar einen Bruch in unserem Leben. Doch müssen wir uns deshalb vor dem Scheitern fürchten? Im Gegenteil: Krisen oder Fehlschläge können zu unseren Mentoren werden. Der Schlüssel zu einem wahrhaft gelingenden Leben ist Resilienz, die Kunst, auch nach einem schweren Schlag wieder aufzustehen und einen Neuanfang zu wage… […]

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